Ein moderner Held… – Jan Josef Liefers

Ein moderner Held mit Leidenschaft und ganz viel Humor – Jan Josef Liefers

Acht von zehn Frauen würden mit ihm gerne eine Nacht verbringen. Ob er nun für sie singen soll oder sie mit ihm philosophieren möchten – blieb in der Umfrage unbeantwortet. Tatsache aber ist – sowohl Frauen als auch Männer schätzen ihn sehr! Männern imponiert sein Mut. Seine Leidenschaften. Die zum Biken zum Beispiel. Nein, nicht mit Motor. So richtig. Handfest. Runter strampeln. Sogar als Vorhut der Tour de France wurde er gesichtet. Ach ja… Deutschlands beliebtester ermittelnder Mediziner ist er auch noch. Was er anpackt – macht er richtig! Voll und ganz! Mit Herz, Seele & Verstand! Und so ist er seit Jahren auch sehr erfolgreich als Leadsänger seiner Band Radio Doria.

Susanne Carina Autzen trifft Jan Josef Liefers.

SCA:: Lieber Jan – es ist uns eine große Ehre, dass wir hier beim Tatort Dreh dabei sein dürfen. Also erst einmal: ganz lieben Dank für Deine Zeit!

JJL: Sehr sehr gerne!

SCA: Wie schon erwähnt dreht ihr jetzt gerade den allerneusten Münster Tatort. Wann wird dieser denn ausgestrahlt? Und wie geht’s weiter mit unserem Dreamteam?

JJL: Ja, wir haben uns darauf geeinigt, dass es – von jetzt an gerechnet – noch 6 Münster Tatorte geben wird.

Ausgestrahlt wird er wohl erst im nächsten Jahr. Im Frühjahr. Das gesamte Team, also wir alle hinterfragen uns immer wieder gerne. Stellen uns frisch die Frage: gefallen wir noch, sind wir noch gut, haben wir noch Spaß zusammen.

Alle zwei / drei Jahre setzen wir uns an einen Tisch, mit allen Beteiligten und beraten, wie wir weiter machen.

Wir haben so viel Freude daran. Immer wieder arbeiten wir auch mit neuen, jungen Regisseuren. Im nächsten Jahr machen wir das schon unfassbare 20 Jahre. Ich finde, es ist ein ganz hervorragendes Beispiel dafür, dass unser Arbeitgeber der WDR uns alle sehr gut versteht. Wenn alles, wie sonst wo immer nur ums Geld ginge, hätte es so etwas wie den Münster Tatort nie gegeben. Ich schätze sehr, wie wichtig doch das öffentlich-rechtliche Fernsehen – in unserem Fall der WDR – für uns alle ist.

Dafür bin ich sehr dankbar. Wir alle sind das.

SCA: Du bist so unfassbar vielseitig & talentiert. Neben der Schauspielkarriere räumt ihr seit Jahren als Band auch jede Menge Preise ab! Wie fing das alles an mit Dir und dem Singen?

JJL: Ha! Von den vielen Preisen weiss ich ja gar nichts! (Lacht) Aber Du hast schon Recht! Dafür, dass wir relativ unbekannt sind -immer noch-sind wir schon ziemlich lange dabei.

Mein ältester Traum als Kind war Gitarrist zu sein in ner Band! Meine Eltern fanden es dann aber nur gut, wenn ich Gitarre lerne und dabei singe. Da führte kein Weg dran vorbei. Obwohl ich überhaupt keine Lust dazu hatte. Ich wollte nur spielen! Ich glaube, ich habe aus innerem Protest relativ früh den Stimmbruch erzwungen! (Lacht) So kam ich drumherum!

Dennoch – mit der Singerei, das kam später dann doch. Wenn Du beginnst Texte zu schreiben – was eine sehr persönliche Sache ist – beginnst Du auch zu singen. Und da ich auch noch Bob Dylan Fan bin – von dem ja viele sagen: „Was kommt da aus dem raus? Gesang ist das nicht!“ was ich ja so gar nicht finde, hatte ich meine Unlust schnell überwunden! Ich glaube sogar, in jedem von uns steckt ein Künstler! Wir haben alle diesen Wunsch uns auszudrücken. Manchmal schau ich mir abends unseren Hund Tony an. Der sitzt dann da, schaut in die Nacht und jault so vor sich hin. Auch eine Art von Ausdruck! (Lacht) Im Grunde ist es gleich, was wir tun. Ob wir Musik machen, Mode, Malerei, Bildhauerei, Romane oder Tagebuch führen – jeder besitzt ein Talent -oder mehrere! Ich bin demütig und dankbar, dass ich das so umsetzen kann und sogar davon leben kann.

SCA: Die ganze Band liebt es live zu performen. Ich selbst durfte schon mehrfach Konzerte von Euch erleben – ihr reißt die Leute einfach mit. Wie waren die vergangenen 2 Jahre für Euch als Band? Wie habt ihr das gemanagt?

JJL: Wir als Band haben nicht so gut nachvollziehen können, wieso alles, was mit Publikum zu tun hat, so radikal abgeschaltet wurde. Vor allem, als man besser Bescheid wusste. Tim Benzko hat ja in Leipzig dieses Experimentalkonzert veranstaltet. Diesen legendären Versuch gestartet, hochwissenschaftlich! Man fand heraus, dass man Konzerte unter gewissen Bedingungen sehr gut hätte abhalten können. Nun ja, mittlerweile sind wir ja wieder auf einem völlig neuen Kurs. Dennoch…. Gerade, wenn alles zusammenbricht, uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird, dann braucht man sich doch gegenseitig. Und auch die Kunst. Unterhaltung. Ablenkung. In welcher Form auch immer. Natürlich sage ich dies alles aus der Sicht eines Künstlers. Nicht aus der Sicht eines Fachmannes. Aber ich weiss, dass es Lösungen gibt, weil man es ausprobiert hat. Ohne Menschen auszugrenzen.

SCA: Du bist jemand, der sein Herz auf der Zunge trägt. Und Dein Herz schlägt für Gerechtigkeit. Ich gehe jetzt nicht zu weit, wenn ich sage: für viele bist Du ein Held. Legendär Deine Rede am 4. November 1989! Zur größten Protestdemonstration der Geschichte der DDR. Neben Christa Wolff und dem wunderbaren,  unvergessenen Ulrich Mühe. Wie fühlst Du Dich aktuell, wenn Du zurückblickst?

JJL: Ich kenne niemanden für den die letzten beiden Jahre einfach waren. Für sehr viele sogar ganz ganz hart! Gerade aktuell empfinde ich ein hohes Maß an Aggression und Genervtheit in der Gesellschaft. Beide Seiten, die die sagen wir haben alles richtig gemacht und auch die, die sagen es war nicht alles richtig, haben kaum noch Reserven. Viele Fronten haben sich verhärtet. Das alles ist sehr schwierig. Und ich bin niemand, der sich auf eine Seite schlägt und sagt: jawoll, die haben Recht! Und diese Fahne schwenke ich! War ich nie. Werde ich nie sein! Meine Lebenserfahrung sagt mir-die Wahrheit liegt immer irgendwo dazwischen.

Wenn man sich alleine ansieht – Querdenker, nur der Begriff – war mal etwas Gutes. Was ist daraus geworden?

Jemand, der früher ein Querdenker war – wollte man immer mit am Tisch haben. Weil er „out of the box“ gedacht hat! Die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachtet hat. Heute herrscht nur noch Aggression.

Wer nur annähernd etwas gemeinhin „falsches“ denkt, wird vehement und massiv angegangen.

Ich finde dies sehr sehr traurig. Ich frage, mich dann: haben wir nicht genug Sorgen mit dem aktuellen Zustand?

Was geht in den Menschen vor, die andere aufhetzen? Niedermachen? Die sagen „der böse Ungeimpfte klaut mir mein Intensivbett“. Was geht in diesen Menschen vor?

SCA: Genau dies frage ich mich auch schon lange! Was wünschst Du Dir aktuell für unsere Gesellschaft?

JJL: Dass sie sich unbedingt wieder aufeinander zu bewegt! Im Grunde hungern die Menschen danach! Dass wir wieder zu Toleranz finden, dass es mehr als nur eine Meinung gibt. Denn das ist ja auch gut, dass es das gibt. Wenn ich immer nur mit Leuten zusammen bin, die mir 100% Recht geben, dann werde ich unruhig. Dann suche ich mir jemand, der es anders sieht. Denn nur so komme ich weiter. Das funktioniert in der Wissenschaft und in der Forschung ja ebenso. Es können ja durchaus die Fetzen fliegen. Aber man wird durchaus danach immer klüger sein, als vorher. Wenn man sich die Meinung anderer anhört. Und darüber nach denkt. Und das hoffe ich sehr, dass wir das alle wieder lernen.

SCA:: Du bist Vater von 4 Kindern. Fragen Sie Dich schon mal um Rat? Wie erklärst Du ihnen die Welt gerade?

JJL: Das muss ich eigentlich gar nicht. Die Große ist 18 und ist auf dem Sprung in ihr Leben. Durfte dieses Jahr zum ersten Mal wählen. Da haben wir zusammen den Wahlomat gemacht. Und diskutiert. Die jüngste Lola ist auch sehr selbständig und talentiert. Die Freunde von beiden sind unfassbar interessiert an allem und sehr vernünftig. Ich weiss gar nicht, ob ich selbst so vernünftig gewesen wäre in dem Alter. Und wenn man als Jugendlicher oder als Schüler das große Glück hat in einer Familie zu sein, wo man sein schulisches Defizit kompensieren kann – dann bist Du wahrscheinlich gut durch diese Zeit gekommen bis heute. Aber was, wenn das Elternhaus nicht so stabil ist? Da ist die Benachteiligung unverhältnismässig größer gewesen. Diese Lücke wieder zu schließen wird eine enorm große Herausforderung sein für unsere Gesellschaft.

Sowieso ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen Bewegung, Sport, einfach „raus zu gehen“ extrem wichtig. Ob man nun auf ner Wiese kickt oder einfach nur um die soziale Kompetenz nicht zu verlieren.

Deshalb habe ich mit der Tübinger Notärztin und Pandemie-Expertin

Dr. Lisa Federle und dem Sportjournalisten Michael Antwerpes einen Verein gegründet. Ganz viele Spitzensportler, Politiker, Ärzte, Forscher, Wissenschaftler unterstützen uns das Land wieder in Bewegung zu bringen. Helfen uns Konzepte zu finden gerade junge Menschen zu unterstützen.

Wenn jemand zum Beispiel sagt, ich habe kein Geld für den Vereinsbeitrag, dann machen wir das! Da ist zum Beispiel das kleine Mädchen, welches gerne die Ballett Schule besuchen möchte. Die Eltern haben aber kein Geld. Dann suchen wir Paten. Der eine zahlt die Schule, der andere die Schuhchen usw..

Meldet euch bei uns. Wir machen diese Dinge möglich! Wir wollen damit helfen.
www.bewegteuch.com

SCA: Was viele nicht wissen… Du bist mit Radsportlegende Erik Zabel befreundet und hast in diesem Jahr – außerhalb des Wettbewerbs – auf der 159,4 Kilometer langen Strecke die letzten 40 km auf der Strecke der 12. Etappe der Tour nach Nimes gerissen. Vier Stunden bevor die Profis da ankamen. Der Hammer! Wie kam es dazu und der Liebe zum biken?

JJL: Schon als kleines Kind in Erfurt im Hof, da wo meine Großeltern wohnten, hat der Nachbar mich auf ein Minirad ohne Stützräder gesetzt. Und irgendwann bin ich alleine gefahren. Zehn Meter. Dann bin ich umgekippt. Diese 10 Meter, dieses Gefühl schneller zu sein als ein Erwachsener – das habe ich heute noch. Diese Gefühl der Freiheit. Als kleiner Knirps kam der Nachbar gar nicht hinter mir her. Und heute starte ich morgens so in den Tag. Über Felder, durch die Umgebung von Berlin. Und dann startet frühmorgens ein Vogel neben Dir. Und Du fährst mit ihm um die Wette. Fliegt neben mir her. Ungefähr so 30kmh. Das ist noch ein menschliches Tempo! Du sitzt nicht auf einem Motorrad. Für mich ist das ganz schön ordentlich. Für die Radsportprofis ist es natürlich easy peasy. Die fahren in der Regel 45-50kmh. Das ist so toll durch die Landschaft zu fahren. Den Wind zu spüren. Die Gerüche. Den eigenen Herzschlag. Und diese Leistung, die Du abrufst. Manchmal macht es auch den Kopf frei. Es ist viel mehr als nur Sport. Das wollte ich eigentlich sagen! (Lacht)

SCA: Wir stehen kurz vorm Jahresende. Weihnachten. Silvester. Wie verbringst Du diese Zeit?

JJL: Unsere Große ist Vegetarierin. Deshalb haben wir schon die ein oder andere Diskussion wegen des Weihnachtsbratens. Mein Fleischkonsum ist extrem gering. Wurst kommt kaum noch vor bei uns.

Weihnachten ist sehr traditionell bei uns. Normalerweise laden wir einen Tag vor Weihnachten unsere Freunde ein und die schmücken dann den Baum für uns. Und dadurch sieht er jedes Jahr anders aus. Am Ende ist das dann eine schönes Gemeinschaftsprojekt. Ich hätte nie gedacht, dass Menschen am Vorabend von Heilig Abend Lust haben das Haus zu verlassen. Aber es macht uns allen so viel Freude…

SCA: Rückblickend auf das vergangene Jahr… was wünschst Du Dir für uns alle?

JJL: Wir brauchen einen Weg, wie wir raus kommen aus dieser Polarisierung, diesem Kampfmodus, aus dieser Kampfsprache, eine Gesellschaft in der Freiheit und Sicherheit in einer Ausgewogenheit stattfinden, dass jeder sich wieder wohlfühlen kann.

SCA: Zu guter Letzt … was bedeutet “Leben” für Dich?!

JJL: Leben heißt … freie Zeit zu haben, mich mit Freunden zu treffen und das auch zu genießen. Freiheit gehört für mich absolut zur feinen Lebensart. Freiheit ist für mich enorm wichtig, weitgehend selbst zu entscheiden, wie ich mein Leben gestalte, vielleicht auch ein gutes Paar Schuhe… ich stehe halt viel so rum und die tragen mich so durch mein Leben… (lacht)

Um einen Tisch herum zu sitzen, zusammen gekocht zu haben und sich darauf freuen zusammen zu essen… eine gute Flasche Wein zu entkorken und zu genießen und am Ende des abends zufrieden und glücklich ins Bett zu fallen. Und nicht zu vergessen Toleranz untereinander.

SCA: Ein schönes Schlusswort. Hoffen wir jetzt alle gemeinsam auf ein neues Jahr 2025, in dem einfach wieder mehr Solidarität, mehr Verständnis untereinander, mehr Kultur, Musik und Liveevents möglich sind. Vielen Dank für Deine Zeit, Jan.

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